Der Salzmannbau
Ein Industriedenkmal der Architekten Salzmann und Ganzlin aus dem Jahre 1906
Das Produktions- und Verwaltungsgebäude der Jagenberg-Werke von 1906 bis 1985 in Düsseldorf-Bilk

Farblithografie o.ä. des Werksgeländes in einem frühen Zustand

 
Malerische Umsetzung (Künstler/in und Technik unbekannt) früher Ideen zum Salzmannbau von
Baumeister Heinrich Salzmann, geb. 19.7.1864 in Eisenach, gest. 25.10.1941 in Düsseldorf, und seinem Kollegen Ganzlin (Daten über Ganzlin sind uns nicht bekannt). Bildquelle: Unternehmensarchiv der Jagenberg AG
 

 

Überblick:

 

Zur Entstehungsgeschichte des Salzmannbaus schreibt Max Jagenberg in seinen "Erinnerungen über die Gründung und den Werdegang der Firmen Ferd. Emil Jagenberg und Jagenberg-Werke Akt.-Ges. Düsseldorf" aus dem Jahre 1928:

Text von Max Jagenberg in Fraktur, Absatz 1 mit Portrait. Textversion ist verlinkt.
Text von Max Jagenberg in Fraktur, Absatz 1, Forts. Textversion ist verlinkt.
Text von Max Jagenberg in Fraktur, Absatz 1 mit Portrait. Textversion ist verlinkt.

Salzmannbau mit Schornstein

Foto: © jojo

Text von Max Jagenberg in Fraktur, Absatz 3. Textversion ist verlinkt.
Text von Max Jagenberg in Fraktur, Absatz 4. Textversion ist verlinkt.


Werkseingang, ca. 1919. Quelle: Unternehmensarchiv der Jagenberg-AG

Text von Max Jagenberg in Fraktur, Absatz 4. Textversion ist verlinkt.

Quelle: Hermann-Schmeets-Archiv

 

 

Über die Erbauung des Salzmannbaus unter Emil und Max Jagenberg schreibt ihr Vetter Ferdinand Fried. Jagenberg in "Familie Jagenberg" (Chronik) aus dem Jahre 1911:

"Sie erwarben daher im Jahre 1904 ein etwa 10 Morgen großes Gelände an der Himmelgeister Straße außerhalb der Stadt Düsseldorf, errichteten hierauf eine ganz neue Fabrik mit großen prächtigen Gebäuden, die alle nötigen Einrichtungen und Geschäfte der zwei Firmen in sich vereint aufnahmen. Auch der Fürsorge zum Wohl der Arbeiter ward hierbei gedacht: Kleider-Ablegeräume, Speisesäle, Schänke, Einkaufs-Genossenschaft und Badeanstalt eingerichtet - sowie etliche Wohnhäuser geschaffen. Am 1. Juli 1906 war dieses neue Werk in allen seinen Teilen fertig und konnte bezogen werden. Es erhielt den stolzen deutschen Namen Jagenberg-Werke. Und die Erbauer und Besitzer durften mit Fug und Recht stolz auf diese ihre Schöpfung sein.

Bauplan

Ursprünglicher Plan der Architekten Salzmann&Ganzlin für den Fabrikneubau. Quelle: Unternehmensarchiv der Jagenberg AG.

Von einem riesigen Längsbau zweigen sich drei Querbauten ab, die geräumige Höfe einschließen und dem ganzen Anwesen Luft und Licht verschaffen. Vorgelagert sind einige niedriger gehaltne Gebäude, die allerlei Anstalten, Vorratskammern , einige Antreibmaschinen und sonst nebensächliche Dinge enthalten. Die prachtvoll eingerichteten Kontore, Empfangs- und Ausstellungs-Zimmer sind in dem Hauptgebäude untergebracht. Alle Fabrikgebäude aber sind äußerlich mit hellen, farbigen, Glasur-Kacheln bekleidet, die der Gesamtheit der Teile ein freundliches, schönes Aussehen verschaffen, so daß der Blick nicht nur mit Wohlgefallen auf den wohlgelungnen baukünstlerischen Ausführungen ruht, sondern auch von der Kostbarkeit der aufgewendeten Rohstoffe angenehm überrascht wird. Tatsächlich ist dergleichen kunstvolles Bestreben wohl kaum oder sehr selten an Fabrikgebäuden zur Tatsache geworden; meinen Vettern gebürt für diese vorbildlich eingeschlagne Richtung das uneingeschränkte Lob, indem sie den Beweis lieferten, daß es ihnen auch um höhere Dinge als nur ums Geldverdienen zu tun ist."

Quelle: Unternehmensarchiv der Jagenberg-AG

 

 

Über die Architektur des Salzmannbaus

Neobarockes Portalaus: Denkmalgeschützte Häuser in Düsseldorf mit Garten- und Bodendenkmälern
von Dr. Jörg Heimeshoff, Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
NOBEL-Verlag Essen, 2001 (Absätze hier hinzugefügt)

Foto rechts: aus dem Unternehmensarchiv der Jagenberg-AG
Fotos unten: jojo  

"Das Unternehmen Jagenberg beauftragte den renommierten Düsseldorfer Industrie-Architekten Heinrich Salzmann und dessen Büro Salzmann & Ganzlin mit dem Fabrikneubau. So entstand das ab 1904 erbaute und 1906 fertiggestellte Fabrikgebäude links der heutigen Fabrikstraße als erster Teil eines von Anfang an als Baukastensystem geplanten, erweiterungsfähigen Fabrikkomplexes. Die ersten Anträge auf Erweiterung folgten bereits 1905. Weitere Ausbaustufen des Hauptfabrikbaues, die sich an das seit 1904 vorgegebene Fassadenraster halten, folgen Anfang und Ende 1910 mit Erhöhung und [Neubau eines Seitenflügels]. 1913 wird in Gestalt des Kontortraktes mit abgerundetem Treppenhausvorbau das Hauptgebäude in der heute noch charakteristischen Weise vollendet. Bis 1928 mit dem viergeschossigen Neubau zur Uhlenbergstraße hin bleibt das von Salzmann 20 Jahre zuvor entworfene Fassadenraster verbindlich.

Kernbau und noch heute dominierender Fixpunkt des Jagenberg-Areals ist der ab 1904 in der für die Fabrikarchitektur bahnbrechenden Stahlskelettbauweise errichtete langgestreckte Trakt südlich der Werksstraße. Noch während der Bauzeit dieses Teils erfolgte der Bauantrag auf Aufstockung des westlichen "Säulenplätzchen" Fabrikflügels auf die übrige Gebäudehöhe. 1910 wurde der Ostflügel auf zwei Geschosse komplettiert und das Grundrissraster um einen weiteren westlichen Flügel mit eingeschlossenem "Lichthoffeld" erweitert.

[Ihre] heutige endgültige Ausdehnung zur Himmelgeister Straße hin erhielt die Fabrik 1913, als der östliche Kontorbau mit seinem auffälligen, auf abgerundeten Grundriss gesetzten Treppenhaus hinzu kam. Das mit dunkelgrünen Majolikaplatten umrahmte Portal hat seit dem Kriege seinen neubarocken Giebel verloren, setzt aber mit dem Schriftzug "Jagenberg[-]Werke" zur Himmelgeister Straße hin noch heute einen repräsentativen Akzent.

Letzte Erweiterung bildete dann 1927/28 die Verlängerung des mittleren Südflügels der Fabrik zur Ulenbergstraße. Die Fassadengestaltung zeigt eine Ausgewogenheit der Horizontal- und Vertikalgliederung. Zwischen Pfeilervorlagen sind gekoppelte, große Fenster mit Mittelstütze angeordnet, mehrfache Stufungen von Fenstersturz und Fensterpfeilern geben der Fassade plastische Tiefe. Hervorstechendstes Charakteristikum des Jagenberg-HauptgebäudesSalzmannbau-Fassade zur Fabrikstraße hin ist die im Rheinland seltene Verwendung weiß glasierter Verblendsteine, bei Jagenberg darüber hinaus belebt mit grünen Klinkern als Bänder- und Kassettenmotiv. Diesem Gestaltungsprinzip unterwarfen sich alle Erweiterungen. Noch die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges notwendig gewordenen Rekonstruktionsmaßnahmen versuchen dieser Erscheinungsform Rechnung zu tragen.

Der Fabrikstandort wurde 1985 aufgegeben. Im Zuge der Sanierung und Umnutzung des Objektes in den Jahren 1988-1994 wurde eine Bereinigung der Fassaden vorgenommen, so dass Kriegsschäden nun nicht mehr nachvollziehbar sind. Städtebaulich gesehen markiert der Bau entlang der Uhlenbergstraße noch heute die Naht der wichtigen Stadterweiterungsepoche bis zur Jahrhundertwende."

 

 

 

Warum der Salzmannbau ein Denkmal ist

aus dem Eintragungstext für den Salzmannbau in die Denkmalliste bei der Unteren Denkmalbehörde der Landeshauptstadt Düsseldorf, Hervorhebung hier hinzugefügt

"Der südlich der Werksstraße gelegene, von 1904 -1928 mehrfach erweiterte, oben beschriebene Fabrikbau stellt sich als Denkmal der Architektur- Wirtschafts- und Städtebaugeschichte dar. Das Prinzip des neuzeitlichen, je nach Produktionsbedingungen erweiterbaren Rasterbaues, wie er am Anfang des Jahrhunderts nach amerikanischem Vorbild Fuß faßte, ist hier in für den Fabrikstandort Düsseldorf vorbildlicher Weise ausgeprägt. Erstmalig wird hier mit modernen Konstruktionsmethoden vom althergebrachten Prinzip der ungeregelten, architektonisch uneinheitlichen Werksvergrößerung abgegangen und über mehr als zwanzig Jahre nach einheitlichem Grundplan gebaut. Gleichzeitig stellt der Bau einen Beleg für das Schaffen des in Düsseldorf sonst nicht mehr dokumentierbaren Architekturbüros Salzmann dar (Betriebe wie Benrather Maschinenfabrik, de Fries & Co. A. G., Louis Soest & Co. GmbH., alle Vorgängerbauten von H. Salzmann sind nicht mehr erhalten).

(...)

Aus den oben genannten Gründen handelt es sich bei dem Hauptbau der Firma Ferdinand Jagenberg um ein Denkmal im Sinne des § 2 Absatz 1 DSchG NW. Das Denkmal ist bedeutend für die Geschichte der Städte und Siedlungen sowie für die Geschichte der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Für seine Erhaltung und Nutzung sprechen künstlerische, wissenschaftliche, sowie städtebauliche Gründe, hier insbesondere solche der Architektur- Städtebau- und Wirtschaftsgeschichte.

Bonn, den 06.09.1984

gez. Föhl
(Föhl)
Im Auftrag
(Dr. Schulze)"

 

 

 

Aus dem ersten Bericht der LEG zu ihren städtebaulichen
Voruntersuchungen zum Jagenberg-Gelände, 13.6.1986

Quelle: Salzmannbau-Archiv. Illustriert mit Umbau-Fotos (Quelle: WohnBund-Beratung NRW)

"Allgemeine Hinweise zum Gebäudezustand / Grundlagen der Kostenschätzung:

Das denkmalwerte Gebäude 'Salzmannbau' beherbergte bis zur Stillegung der Fabrik Jagenberg Verwaltungs- und Produktionsräume. Die angebauten Hallen wurden zu einem späteren Zeitpunkt an- und zwischengefügt und führten auch zu Umbauten am eigentlichen Gebäude. Das ursprünglich vorhandene Mansarddach wurde nach dem 2. Weltkrieg aufgestockt und provisorisch verändert. Im Zuge von Unterhalts- und Kriegsschädenbeseitigungsarbeiten wurden die ursprünglich allseits mit glasierten Klinkern verkleideten Fassadenflächen teilweise verputzt bzw. überputzt.
 

                   

 
Ist-Zustand des Gebäudes:
 

Kellergeschoß und Fundamente:
 

  

Aus Beton- und Ziegelmauerwerk ohne nennenswerte Schäden,
 

Erd- und Obergeschosse:
 

In Stahlskelettbauweise ohne Brandschutzmaßnahmen,
 

Außenwände:

Ziegelstein (Stahlträger eingemauert), außenseitig mit glasierten keramischen Vorsatzklinkern 123/70/55 mm verblendet (Teilflächen verputzt bzw. mit rotem Sichtmauerwerk verkleidet),
 

Erdgeschoss im Seitenflügel mit neuer Tür-Fenster-Front                    Fenster-"Triptychon" vor Baustelle

 
Keller- und Geschoßdecken:

 
Kappendecken (Stahlträger ohne Brandschutzverkleidung), Tragfähigkeit der Decken nach Feststellung des Bauaufsichtsamtes 500 kp/m²,
 

Zwischenwände:

Zum Teil Ziegelsteinwände, zum Teil Wände, die nicht den Auflagen des Brandschutzes entsprechen.
 

Dachhaut:

Holzbalken auf Stahlunterzügen und Stahlstützen, verbrettert, mit Teerpappabklebung, unterseitige Verkleidung mit 2,5 cm Holzfaserplatten zementgebunden als Putzträger verkleidet,
 

Baustelle vor dem Haupteingang                    Innenraum im Bau

 
Fenster:

 
Unterschiedliche Materialien, Sprossenaufteilungen und Ausführungen. Die ursprüngliche Ausführung bestand aus lackierten Holzfenstern, die mehrflügelig mit Sprossenaufteilung ausgeführt waren. Die Scheibengrößen betrugen ca. 35 x 65 cm; die Flügelholzstärken 44 mm.
 

Ein Teil der vorhandenen Fenster wurde nachträglich als ein- oder zweiflügelige Aluminiumfenster, zum Teil mit heute unüblichen Isolierglasdicken (Minderdicken) ausgeführt. Im Dachgeschoß und in den Nebenräumen wurden Stahlsprossenfenster eingebaut.
 

Ausbauten:

Nur in geringem Umfang vorhanden. Im Verwaltungsteil sind gut erhaltene Furniertüren vorhanden, die jedoch nicht gefälzt sind. Schall- und Wärmeschutzmaßnahmen, wie z.B. schwimmender Estrich, sind nicht vorhanden.
 

Zukünftige Bewohner besichtigen zukünftigen Wohntrakt                    Erdhaufen im Innenhof

 
Beheizung:

 
Im Verwaltungsteil sind Gußradiatoren vorhanden. Die Rohrzuführungen (Dampfdruck) sind überdimensioniert. Inwieweit die Gußradiatoren wiederverwendet werden können, bedarf einer genauen Prüfung.
 

Sanitäreinrichtungen:

Toilettenanlagen sind im Verwaltungstrakt im Haupttreppenhaus vorhanden. Die Sanitärräume haben durch Unterteilung der Geschosse in dem Bereich eine Kopfhöhe von 2,00 m, die Raumlüftung ist mangelhaft.
 

Elektroanlagen:
 

Die Elektroinstallation entspricht nicht mehr den VDE-Bestimmungen."
 

Leeres Dachgeschoss mit Holzsäulen                    Blick auf Alte Schmiede, benachbarte Sozialbauten und den zukünftigen Parkplatz

 

 

Der Salzmannbau heute

Der Salzmannbau im Frühjahr

 

Der Salzmannbau bei Nacht

 

Der Salzmannbau im Sommer

 

 

Letzte Bearbeitung: 05. April 2010